Was gestern im Fernsehen Wichtiges zu sehen war und von mir archiviert wurde. Täglich im rauskuck.

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           rauskuck vom Sonnabend, 4.2.2012           


Ein ziemlich düsterer Tag für einen Journalismus, der immer noch nicht gelernt hat, daß man im Krieg niemandem glauben kann.

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Beitrag

Sender (Schlüssel) Länge (Min.)
 Die Arabische Revolution 

Syrien I     Das angebliche Massaker von Homs   ¤¤

Auch wenn alle Sender ausführlich über das angebliche Massaker von Homs (mit angeblich mehreren Hundert Toten) berichten: es ist völlig unklar, was dort letzte Nacht passiert ist. Die wenigen veröffentlichten Videos (irgendwelche Flammen in der Nacht) lassen kaum Schlüsse zu. Auch am Sonnabend bei Tage gibt es fast keine neuen Videos, und keine, die Granateneinschläge belegen würden. Es gibt einige Bilder von Toten und Verletzten, anscheinend durchweg Männer, die vermutlich bei Kämpfen getroffen wurden. Die allgemein verbreiteten Angaben über einen schweren Beschuß der Stadt mit Granaten (durch Artillerie und Panzer) stammen ausschließlich von unbekannten Rebellensprechern und werden vom Regime scharf dementiert. Der Zeitpunkt des Angriffs wäre für Assad sehr dumm gewählt, eine Nacht vor einer entscheidenden Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Die "FSA" dürfte dagegen ein Interesse an Horrorberichten gehabt haben. 

Paul Wood (BBC) ist wohl der einzige unabhängige Beobachter, er war in der Nähe der Stadt und ist Sonnabend hineingekommen, mit Hilfe von Kämpfern der "FSA". Er gibt in einem Telefongespräch auch nur wieder, was sie ihm erzählt haben. Die Zahl der Toten setzt er dabei klar wieder herunter, nicht über 260, eher etwa 50. In seinem ersten Bericht aus der Stadt hat er auch keine Bilder, die auf den angeblichen schweren Beschuß der Stadt hinweisen. Und er spricht von einer Großoffensive, die die Rebellen planen.

Ansonsten, wie gesagt, nur Kolportagen, und die fallen neben der Berichterstattung von den UN meist auch noch sehr oberflächlich aus. Der einzige gut gemachte Bericht über den (angeblichen) Angriff auf Homs kam bei Sky News, von Stuart Ramsey (sh. u.), der ausdrücklich sagt: "Wir wissen nicht, ob die Bilder echt sind, aber wir haben keinen Grund dran zu zweifeln, obwohl wir auch nicht wissen, warum die Armee das gerade jetzt tun sollte." Etwas schizophren. Die im Film gezeigten Verletzten sind durchweg Männer mit Schußverletzungen.

Während es in den internationalen Sendern immer noch vorsichtige Distanzierungen gibt, übernehmen die Berichte bei ARD ("Blutbad in Homs", Jörg Armbruster) und ZDF ("Vernichtungszug gegen das syrische Volk", Daniel Pontzen) die Behauptungen der Rebellen ziemlich unkritisch. Hier allerdings auch ein paar Bilder von ausgebombten Häusern - wo diese herkommen, weiß man aber nicht. Bilder von Leichen (angeblich aus Homs) hat nur das arte-journal gezeigt.

Außerdem Berichte und Bilder von Protesten von Exilsyrern, die in Kairo, London und Berlin die syrischen Botschaften zu stürmen versuchen, in Kairo und Berlin erfolgreich.

Der dritte Bericht aus der Serie von Jane Ferguson von ihrem Besuch in Homs (letzte Woche) bringt wieder viel tränenselige Propagandageschichten der Opposition, aber kaum Aufklärung. Auch in einem Studiogespräch bestätigt sie, daß sie ihre Informationen ausschließlich von den Rebellen bekommt. Mit Unabhängigkeit hat das leider nichts zu tun.

   (zusammen 25 einzelne Stücke, 70 Minuten)

A,B,C,RT,Sky

n,ht,arj,TS,hj,TT,E

NC

 

 

 

 

 

 

 

zus.42

zus.24

zus.4

 

 

 

 

 

 

 

               
         

Syrien II     Der Streit in den UN

Der UN-Sicherheitsrat diskutiert bei einer Sondersitzung über eine Resolution, die von Marokko eingebracht wurde und einseitig das syrische Regime verurteilt. Die Resolution wird mit 13:2 angenommen, aber von Rußland und China per Veto blockiert. Die Vertreter des Westens vergessen jede diplomatische Zurückhaltung, Frau Rice nennt die russische Verweigerung "widerlich". Dabei war es eigentlich eher umgekehrt so, daß der Westen russische Vorschläge abgelehnt hat, nach denen auch die Gewalt der Rebellen verurteilt werden sollte (die immerhin etwa die Hälfte der Toten zu verantworten haben.)

Die Sitzung wurde bei allen Nachrichtensendern live übertragen, ich habe nur ein paar Zusammenfassungen aufbewahrt, mit den wichtigsten O-Tönen. Sowie Interviews mit Peter Wittig (deutscher UN-Botschafter, bei AJE) und Westerwelle (der in den Tagesthemen wie üblich keine der gestellten Fragen beantwortet).

A,C,P

arj,TS,TT,E

 

zus.26

zus.16

 

         

Syrien III     Hintergrund

Im "Listening Post" geht es ausführlich um die Schwierigkeiten der Berichterstattung aus Syrien. Speziell Al Jazeera wird vom syrischen Regime ferngehalten, weil man den Sender als Teil der angeblichen Verschwörung ansieht.   ¤

A

9
         
Ägypten  

Es gibt weiter Zusammenstöße von Oppositionellen mit der Polizei, vor allem rund ums Innenministerium. Sherine Tadros berichtet inmitten von Tränengaswolken.

A,E zus.3
Jemen   

Noch ein Bericht von Hashem Ahelbarra aus Saada, von einer Massenkundgebung der Houthis, die dort jetzt die Macht haben. Die schiitische und deutlich anti-westliche (aber eher moderate) Bewegung will jetzt auch im ganzen Land eine politische Rolle spielen. Im ganzen Beitrag sind ausschließlich Männer zu sehen.

A 3
         

Bahrain

In Manama demonstrieren einige tausend Menschen friedlich für politische Reformen. Der Bericht erwähnt, daß es fast täglich kleinere Proteste der Opposition gibt und immer wieder gewalttätige Zusammenstöße. (Über diese Proteste berichtet Press-TV fast jeden Tag.)

A

2
Afrika
Nigeria    

Vor dem Nigerdelta läuft seit zwei Wochen Öl aus einer explodierten Förderplattform ins Meer, auf dem Wasser brennt es. Der Betreiber Chevron erklärt, es gebe keine Gefahr für die Umwelt. Dazu Luftbilder eines großen Ölteppichs auf dem Meer. Bericht von Yvonne Ndege.   ¤

A

3

         

Mali 

Tausende Menschen fliehen vor den Kämpfen im Norden des Landes in den Süden und in die Nachbarländer.

JA

2

Europa

Russland 

In Moskau (und vielen anderen Städten auch) demonstrieren jeweils mehrere Zehntausend Leute für und gegen Putin. (Auch RT hat ausführlich und neutral drüber berichtet.)

E

3

Ökologie
Klima, Erderwärmung, Energie / Entropie 

Auf den drei Nordkontinenten gibt es mal wieder eine Kältewelle. Über die (vermutlich sehr milden) Temperaturen in Grönland und der Arktis ist leider nichts zu erfahren. Bei CNN erklärt der Wettermann aber nochmal, wie der arktische Kaltluftwirbel mit seiner negativen Phase (also hohem Luftdruck am Nordpol) das bewirkt. (Es gab auch ein paar Berichte über die Erkenntnis der AWI-Wissenschaftler, daß die Erwärmung der Arktis tendenziell zu einer Zunahme dieser negativen Phasen führt. Die kalte Luft gelangt also leichter aus der Arktis in den Süden, vor allem im Winter. Interessant daran sind nicht diese kalten Winter bei uns, sondern die zusätzliche Verstärkung der Erwärmung der Arktis. Was ich seit etwa 10 Jahren sage: wir haben die Kühlschranktür geöffnet.)

C

 

3

 

                                                                                                               erstellt am 5.2.12  um 14:55 Uhr

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