Was gestern im Fernsehen Wichtiges zu sehen war und von mir archiviert wurde. Täglich im rauskuck.

Afrika : Ruanda in der "Tagesschau" 1994       (letzter Eintrag 4.9.14)

 Die Berichterstattung der deutschen Medien (mit Ausnahme der taz) über den Völkermord in Ruanda 1994 war ein einziges Desaster, geprägt von Unkenntnis, Desinteresse und Rassismus. Exemplarisch hier die Berichte und Meldungen und vor allem die fehlenden Meldungen der Tagesschau damals. Die Sendungen wurden im Jahr 2014 bei "Tagesschau 24" wiederholt.

Beitrag Länge (Min.)
6.4.2014  :  20. Jahrestag des Beginns des Völkermordes an den ruandischen Tutsi, eines Ereignisses, dessen Bedeutung von den deutschen Medien bis heute nicht verstanden wird.  

Die Meldungen der Tagesschau vom 7. und 8. April 1994 über "die blutigen Unruhen in Kigali". Immer noch unfaßbar, wie man da Meldungen über Tausende ermordete Zivilisten mal eben in 25 Sekunden nebenbei abgehakt hat. Peinlich dumme Erklärversuche: "zwei Völker, Hutus und Tutsis stehen sich gegenüber." Beschämend. (Heutzutage bringt man solche Meldungen lieber gleich gar nicht, auch wenn es dazu sogar Bilder gibt, wie bei den Massakern im Sudan und den Terroranschlägen der Salafisten in Nigeria. )   ¤¤¤

zus.3

Die Tagesschau hatte am 9.4.1994 Ruanda als Topmeldung, allerdings ging es fast ausschließlich um die Evakuierung der Ausländer. Der Bericht darüber kommt aus Brüssel.

3

Die Tagesschau vom 10.4.94. Auch am fünften Tag des Völkermordes, als bereits mehrere Zigtausend Tutsis ermordet worden sind, reden die Nachrichten von "Kämpfen zwischen Hutus und Tutsis". Vor allem interessiert man sich für die Evakuierung von Ausländern. Der Papst ruft zum Frieden auf, ohne die katholischen Massenmörder direkt anzusprechen.  - Gleich danach ein Bericht über die Gedenkfeier zur Befreiung des KZ Buchenwald vor 49 Jahren. Man rief dazu auf, "die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus zu bewahren".   ¤

4

Tagesschau vom 11.4.94 : Erstmals waren die Bilder zu sehen, die seither symbolisch für den Völkermord stehen, von UN-Blauhelmen aufgenommen im Vorbeifahren, Leichen am Straßenrand, das öffentliche Zerhacken von Menschen. In der Tagesschau damals weiter nur Unverständnis, weiterhin wird von "Kämpfen in Kigali" geredet. Weiterhin geht es vor allem um die herausgeholten Weißen.    ¤

2

Tagesschau vom 12.4.94 - Vom gerade stattfindenden Massenmorden werden zwar ein paar wenige Bilder gezeigt, im Text wird es aber nicht erwähnt. Es geht weiter hauptsächlich um die abreisenden Europäer, nur kurz gemeldet werden die Flucht der Regierung aus Kigali und das Vorrücken der RPF. (Ergänzen: was die taz gleichzeitig gebracht hat.)

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Meldung der Tagesschau vom 13.4.94 : Die RPF steht vor Kigali, 100.000 Hutus sind aus der Stadt geflüchtet, "im Bürgerkrieg sollen mehr als 20.000 Menschen getötet worden sein."     

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In der Tagesschau vom 14.4.94 kein Wort über den andauernden Völkermord.   

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Auch am 15.4.1994 in der Tagesschau keine Meldung über den Völkermord. 

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Am 16.4.94 haben die Hutu-Faschisten allein im Ort Nyarubuye über 2000 Menschen ermordet. Die Tagesschau berichtete an diesem Tag über Pläne der Bundeswehr zur Evakuierung von Deutschen aus Ruanda.

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In der Tagesschau vom 17.4.94 erstmals ein Bericht, der die unglaublichen Grausamkeiten des Völkermordes ansatzweise deutlich macht ("Blutorgie"). Allerdings verwischt der Beitrag von Hans Hübner in infamer Weise Täter und Opfer: "Die Völker der Hutus und Tutsis fallen übereinander her." Wohl etwa so, wie 1941 Juden und Nazis übereinander hergefallen sind. Daß es sich um einen einseitigen Völkermord der einen Gruppe an der anderen handelte, konnte zu diesem Zeitpunkt jeder wissen, der sich auch nur etwas mit dem Thema beschäftigt hatte. Daß Hutus und Tutsis keine "Völker" sind, klingt sogar in dem Beitrag an, der sich wundert, weil doch beide dieselbe Sprache sprechen. Das Schlimme ist, daß man bei der Tagesschauredaktion aus solchem Totalversagen praktisch nichts gelernt hat.  ¤

2

In der Tagesschau vom 18.4.94 kein Wort über den andauernden Völkermord.  

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In der Tagesschau auch am  19.4.94 kein Wort über den andauernden Völkermord.  

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Auch am  20.4.94 ist für die Tagesschau der andauernde Völkermord kein Thema gewesen.

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Auch am  21.4.94 kam der andauernde Völkermord in der Tagesschau nicht vor.

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Am 22.4.94 meldete die Tagesschau, daß die UN den größten Teil ihrer Blauhelme aus Ruanda abziehen.   

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Auch am  23.4.94 kam der andauernde Völkermord in der Tagesschau nicht vor.   

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Auch am  24.4.94 kam der andauernde Völkermord in der Tagesschau nicht vor.   

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Auch am  25.4.94 kam der andauernde Völkermord in der Tagesschau nicht vor.   

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Auch am  26.4.94 kam der andauernde Völkermord in der Tagesschau nicht vor.   

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Auch am  27.4.94 kam der andauernde Völkermord in der Tagesschau nicht vor.   

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Die Tagesschau berichtete am 28.4.94 über die erste freie Wahl in Südafrika, aber nicht über den andauernden Völkermord in Ruanda.

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Nach einer Woche Schweigen zum Völkermord hat die Tagesschau am 29.4.1994 gemeldet, daß in 24 Stunden 250.000 Menschen aus Ruanda nach Tansania geflüchtet sind, "vor dem Bürgerkrieg", wie es heißt.

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Die Tagesschau hat am 30.4.94 eine Meldung gebracht über eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates zu Ruanda. In der Meldung wird erwähnt, daß in den letzten drei Wochen in Ruanda schätzungsweise 200.000 Menschen getötet worden sind.   ¤

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Die Tagesschau hat am 1.5.94 als Hauptnachricht erstmal zwei Minuten über den Tod eines Rennrasers berichtet. Später dann 40 Sekunden über die Massenflucht von Hutus aus Ruanda nach Tansania. Zum Grund der Flucht heißt es, die Leute "fürchten Vergeltungsakte der Tutsi-Rebellen". Kein Wort darüber, wofür diese denn wohl "Vergeltung" nehmen könnten.

1

In der Tagesschau am 2.5.94 eine sehr vage Meldung über einen Angriff auf eine Kirche in Kigali, in der 2000 Menschen Zuflucht gesucht hatten. Und weitere Bilder von der Massenflucht der Hutus nach Tansania. "Es gibt Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Trinkwasser, da der Grenzfluß mit Leichen verseucht ist."

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In der Tagesschau am 3.5.94 Kurzmeldungen über einen blockierten UN-Konvoi in Kigali und ein Massaker an Waisenkindern in Butare, sowie Bilder vom Flüchtlingsstrom nach Tansania. Keinerlei Hinweise auf die Zuordnung von Tätern und Opfern.

1

In der Tagesschau am 4.5.94 ein längerer Bericht von Hans Hübner über die Flucht von 250.000 Menschen nach Tansania. "Hutus wie Tutsis fliehen vor Mord und Totschlag in ihrer Heimat." Wieder nichts, was das Geschehen irgendwie erklären würde. Andere (z.B. die taz) sprachen zu diesem Zeitpunkt längst von Völkermord.

2

In der Tagesschau am 5.5.94 ein Bericht über die Lage der Flüchtlinge in Tansania und ein Spendenaufruf der Bundesregierung, Kennwort "Ruanda": Kein Wort über den andauernden Völkermord.

1

In der Tagesschau am 6.5.94 wieder ein Bericht über die Not der Flüchtlinge in Tansania. Und es heißt: "In Ruanda dauern die Kämpfe um die Hauptstadt Kigali an. Mehr als 200.000 Menschen wurden innerhalb eines Monats getötet."

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In der Tagesschau am 7.5.94 wurde ausgiebig (6 Minuten!) die Meisterschaft eines Fußballvereins gefeiert. Kein Wort dagegen über Ruanda, wo auch an diesem Tag etwa 10.000 Menschen ermordet wurden.

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In der Tagesschau am 8.5.94 immerhin fast nur Auslandsberichte (Jemen, Algerien, Palästina etc.), aber nichts über den andauernden Völkermord in Ruanda.

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Auch in der Tagesschau am 9.5.94 nichts über den andauernden Völkermord in Ruanda.

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Am 10.5.94 berichtete die Tagesschau über Mandelas Amtsantritt, aber nicht über den andauernden Völkermord in Ruanda.

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Auch am 11.5.94 in der Tagesschau nichts über den andauernden Völkermord in Ruanda.

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Am 12.5.94, fünf Wochen nach Beginn des Völkermordes berichtet erstmals Albrecht Reinhardt in der Tagesschau aus Ruanda. Es geht allerdings nur um die Offensive der RPF, die inzwischen Kigali eingekreist hat. Der Völkermord kommt mit keinem Wort vor, es wird nur am Rande erwähnt, daß "Hunderttausende gestorben" sind -  wenn man dem Bericht glaubt, wohl bei Kämpfen "Mann gegen Mann" zwischen Armee und RPF-Rebellen.

2

Am 13.5.94 brachte die Tagesschau eine Meldung über ein Massaker in Gikongoro, bei dem "mindestens 88 Schüler ums Leben gekommen" waren. Am späten Abend brachte die ARD einen "Brennpunkt" über die "Massaker in Ruanda". (Den es leider nirgends zum Ansehen gibt, auch nicht bei mir.)

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Am 14.5.94 brachte die Tagesschau einen Kurzbericht über schwere Kämpfe zwischen "Regierungstruppen und Rebellen". Darin die Angabe, daß bisher "im ruandischen Bürgerkrieg" bis zu 500.000 Menschen getötet worden sind. Und eine Meldung über die erleichterte Aufnahme von Flüchtlingen aus Ruanda in Deutschland. Bis dahin hatte man nichtmal die ruandischen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen aufgenommen. 

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Am 15.5.94 in der Tagesschau nichts über den andauernden Völkermord in Ruanda.

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Am 16.5.94 in der Tagesschau nichts über den andauernden Völkermord in Ruanda.

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Am 17.5.94 in der Tagesschau eine Meldung über die UN-Resolution, nach der doch wieder Blauhelme nach Ruanda geschickt werden sollten. Und ein paar Bilder aus Ruanda:  Zehntausende Hutus flüchten vor der RPF aus Kigali,  8000 Tutsiflüchtlinge leben in einem Lager in Kabgahi. Kein Wort über den Völkermord.

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Am 18.5.94 in der Tagesschau nichts über den andauernden Völkermord in Ruanda.

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Am 19.5.94 in der Tagesschau ein kurzer Bericht über schwere Kämpfe in Kigali. Erneut die Angabe, daß seit April über 500.000 Menschen "im Bürgerkrieg" getötet worden sein sollen.

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Am 20.5.94 in der Tagesschau nichts über den andauernden Völkermord in Ruanda.

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Auch am 21.5.94 in der Tagesschau nichts über den andauernden Völkermord in Ruanda.

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Am 22.5.94 in der Tagesschau eine Meldung über die Einnahme des Flughafens von Kigali durch die RPF. Kein Wort über den andauernden Völkermord.

½

Am 23.5.94 in der Tagesschau zwei Meldungen: die RPF hat Kigali weitgehend eingenommen. Am Victoriasee in Uganda sind die Leichen von mehreren Zehntausend ermordeten Menschen aus Ruanda angeschwemmt worden. Seuchengefahr für die Leute in der Gegend, Fischfang wurde eingestellt.

1

Am 24.5.94 in der Tagesschau ein Bericht von Hans Hübner über die Einnahme des Flughafens von Kigali durch die RPF. Erstmals Bilder von General Kagame. Meldung: laut UN-Menschenrechtskommission sind die Massaker in Ruanda die schlimmsten seit dem Zweiten Weltkrieg.

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Am 25.5.94 in der Tagesschau zwei Meldungen: UN-Generalsekretär Boutros Ghali nennt das Nichteingreifen der Welt in Ruanda einen Skandal. In Kigali ist ein Lazarett des Roten Kreuzes von Granaten getroffen worden, letzte Woche sind beim Beschuß eines Krankenhauses 30 Menschen getötet worden.

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Vom 26.5.94 bis zum 28.5.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Auch am 29.5.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Am 30.5.94 meldete die Tagesschau Waffenstillstandsverhandlungen zwischen "Regierungstruppen" und RPF. Nichts über den andauenden Völkermord.

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Am 31.5.94 in der Tagesschau eine Meldung über den Tod eines senegalesischen UN-Soldaten in Kigali. (Bei dem Getöteten handelte es sich um Mbaye Diagne, der zuvor auf eigene Faust Hunderten Tutsis das Leben gerettet hatte. Davon natürlich nichts in der Tagesschau, auch sonst nichts über den andauenden Völkermord.)

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Am 1.6.94 in der Tagesschau noch ein Kurzbericht zum Tod eines UN-Blauhelmsoldaten (Mbaye Diagne).

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Am 2.6.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Auch vom 3.6.94 bis 8.6.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Am 9.6.94 bringt die Tagesschau zwei Meldungen über den Völkermord: in Gitarama haben RPF-Soldaten 13 Kirchenvertreter getötet, darunter den Erzbischof von Kigali. In Kigali hat die Hutu-Armee mehr als 60 Flüchtlinge getötet. Die täglichen Massenmorde an Tutsis, zu dieser Zeit ca. 10.000 Tote täglich, bleiben im deutschen TV auch nach zwei Monaten weiter unerwähnt.

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Am 10.6.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Am 11.6.94 in der Tagesschau eine Meldung über ein Massaker der Hutu-Armee ("Regierungsarmee") an über 170 Tutsi-Flüchtlingen in einer Kirche in Kigali.

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Am 12.6.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Auch am 13.6.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Auch am 14.6.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Am 15.6.94 in der Tagesschau eine Meldung über einen "verzweifelten Hilferuf an die Weltöffentlichkeit" von Tausenden von Flüchtlingen in Kigali, die darum bitten, evakuiert zu werden.

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Am 16..6.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Am 17.6.94 in der Tagesschau eine läppische Meldung über Diskussionen bei der EU über eine Militärintervention in Ruanda.

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Am 18.6.94 in der Tagesschau eine Meldung über Pläne der französischen Regierung, eine "Schutztruppe" nach Ruanda zu schicken. Und ein Kurzbericht zum Tod eines UN-Blauhelms, der irrtümlich von RPF-Rebellen erschossen wurde.

1

Am 19.6.94 meldet die Tagesschau heftige Kämpfe zwischen (Hutu-) Armee und RPF in Kigali. Und Hans Hübner berichtet aus Gitarama, wo die RPF das Hauptquartier der "provisorischen Regierung" nach tagelangen Kämpfen erobert hat. Der zu dieser Zeit noch andauernde Völkermord wird weiterhin nicht erwähnt.

2

Am 20.6.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Am 21.6.94 in der Tagesschau eine Meldung über Frankreichs Interventionspläne.

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Am 22.6.94 meldet die Tagesschau, daß der UN-Sicherheitsrat eine Intervention Frankreichs in Ruanda genehmigt hat. Bericht dazu aus Paris. Darin spricht Heiko Engelkes erstmals von den "mordenden Hutus, den Regierungstruppen".

2

Am 23.6.94 berichtet die Tagesschau über den Beginn des französischen Einsatzes in Ruanda. Zunächst werden 600 Soldaten an die Grenze in Zaire verlegt. Angeblich sollen sie in Ruanda Tutsis vor weiteren Massakern beschützen. (Tatsächlich sollten sie den Abzug der Massenmörder sichern.)

1

Am 24.6.94 in der Tagesschau ein Bericht von Heiko Engelkes. Die französischen Soldaten dringen bei Cyangugu (im Südwesten) auf ruandisches Gebiet vor. Dort werden sie von Hutus mit Trikoloren und "Vive la France"-Schildern empfangen.

2

Am 25.6.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda.

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Am 26.6.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Am 27.6.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Am 28.6.94 in der Tagesschau berichtet Albrecht Reinhardt aus einem Tutsi-Flüchtlingslager in Cyangugu, das jetzt von französischen Soldaten bewacht wird. Der Völkermord wird nur indirekt erwähnt (8000 Überlebende von 50.000), Reinhardt spricht stattdessen von "Krieg" und "Rebellen". 2

Am 29.6.94, 30.6.94, und 1.7.94 und 2.7.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Am 3.7.94 in der Tagesschau eine Meldung: die französischen Soldaten haben in Butare Kinder aus einem Waisenhaus evakuiert.

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Am 4.7.94 meldet die Tagesschau, daß die RPF Kigali und Butare eingenommen hat. (Die TS nennt die Befreiungsarmee "die Tutsi-Rebellen".)

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Am 5.7.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Am 6.7.94 wird in der Tagesschau erstmals das Wort "Völkermord" im Zusammenhang mit Ruanda verwendet, in einer Meldung über Kritik an der französischen Intervention. Darin werden US-Menschenrechtler zitiert, die den Franzosen vorwerfen, daß sie Kriminelle und Völkermörder schützen.  

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Am 7.7.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Am 8.7.94 in der Tagesschau eine Meldung: UN und Rotes Kreuz rufen zur Hilfe für die 3 Millionen Flüchtlinge auf.

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Vom 9.7.94 bis zum 13.7.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda und den andauenden Völkermord.

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Am 14.7.94 meldet die Tagesschau, daß anderthalb Millionen Hutus auf der Flucht "vor den Einheiten der Tutsi" sind. Allein an einem Tag sind über 100.000 Menschen bei Goma über die Grenze gekommen. (Über die Massenflucht der Täter wird nun wochenlang berichtet werden. Deren dreimonatiger Völkermord an den Tutsi wurde bisher nicht als solcher erwähnt.)

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Am 15.7.94 in der Tagesschau ein Bericht über die Massenflucht der Hutus nach Goma. Es wird nur angedeutet, daß unter den Flüchtenden auch Gewalttäter sein könnten. Laut dem Bericht werden Zivilisten auf Waffen kontrolliert, aber LKW der Armee und der "berüchtigten Miliz" (gemeint ist die Interahamwe, ein Wort das bisher kein deutscher Fernsehzuschauer gehört hat) können ungehindert passieren.

2

Am 16.7.94 ist Ruanda Topthema der Tagesschau. Nachdem man über den Völkermord an den Tutsis drei Monate lang praktisch nicht berichtet hat, wird jetzt die Massenflucht der Hutus zum Aufreger. Noch Jahre später wissen Leute, die man über Ruanda befragt, nur etwas von Goma. Die Tagesschau spricht von "Massenflucht vor dem Bürgerkrieg", es gibt plötzlich reichlich Bilder. Immerhin wird auch dies erwähnt: "Auch Soldaten der Regierungstruppen sind mit schweren Waffen über die Grenze gekommen. Und Mitglieder der Hutu-Milizen sollen dabei sein, die für die Massaker an der Tutsibevölkerung verantwortlich gemacht werden." Ein Bild zeigt einen Haufen von eingesammelten Macheten.   ¤

2

Am 17.7.94 in der Tagesschau noch ein Bericht über die Massenflucht der Hutus.

1

Am 18.7.94 berichtet die Tagesschau ausführlich über die Massenflucht der Hutus, wie es heißt "vor dem Bürgerkrieg". Inzwischen über eine Million in Goma, über 100.000 in Bukavu. 

3

Am 19.7.94 in der Tagesschau ein kurzer Bericht über den "Massenexodus von biblischen Ausmaßen". Nur in einem Nebensatz wird erwähnt, daß es in Ruanda eine neue Regierung gibt, die "keine Rache nehmen will". (Rache wofür, das wird nicht erläutert.)

1

Am 20.7.94 meldet die Tagesschau, daß die neue Regierung in Kigali die Menschen in Goma zur Heimkehr auffordert. Aus Goma Bilder des Elends, verhungernde Menschen, die Cholera ist ausgebrochen. Die Bilder, die man beim Völkermord nicht zeigen wollte, jetzt werden sie auf einmal sendefähig.

1

Am 21.7.94 berichtet die Tagesschau über die Cholera-Epidemie, die bei den Hutu-Flüchtlingen ("vor dem Bürgerkrieg in Ruanda geflüchtet") in Goma ausgebrochen ist. Über 1000 Tote an einem Tag.

1

Am 22.7.94 macht die Tagesschau mit der Flüchtlingskatastrophe von Goma auf. Direkt nachdem man ein Vierteljahr lang das größte Menschheitsverbrechen seit dem Holocaust ignoriert hat, ist auf einmal von "Apokalypse" und "neuen Maßstäben des Leides" die Rede. Auch die UN erklären, Goma sei "die schlimmste humanitäre Katastrophe, die die UN je erlebt haben". Kein Wort darüber, warum die Leute eigentlich geflüchtet sind. Kein Wort darüber, daß sich Hunderttausende von ihnen zuvor am Völkermord beteiligt haben. Erwähnt wird immerhin, daß die neue Regierung die Leute zur Heimkehr aufruft. - Sicherlich der absolute Tiefpunkt des deutschen Fernsehens. Hat sich dafür eigentlich jemals jemand entschuldigt?  ¤

3

Am 23.7.94 ist in der Tagesschau erneut die Flüchtlingskatastrophe von Goma das Topthema. Bisher sind 7000 Menschen dort an der Cholera gestorben. Einige Leute wollen nach Ruanda zurückkehren, werden aber von den zairischen Grenzern nicht hinübergelassen. Warum die Leute überhaupt geflüchtet sind, ist für die Tagesschau weiterhin nicht von Interesse.

3

Am 24.7.94 macht die Tagesschau wieder mit der Flüchtlingskatastrophe von Goma auf. Dort kommen nun per Luftbrücke größere Mengen Hilfsgüter an. Einige Tausend Flüchtlinge sind nun doch nach Ruanda heimgekehrt. Ulrich Adrian berichtet aus Goma. Die ARD bringt abends eine Sondersendung mit dem irreführenden Titel "Wer rettet Ruanda?"

3

Am 25.7.94 in der Tagesschau wieder ein Bericht über die Flüchtlingskatastrophe. In Goma sterben täglich 3000 Menschen an der Cholera. Viele gehen jetzt wieder zurück nach Ruanda, "es sei besser, in Ruanda umgebracht zu werden, als an der Cholera zu sterben."

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Am 26.7.94 in der Tagesschau wieder ein Bericht von Ulrich Adrian aus Goma. 

2

Am 27.7.94 in der Tagesschau noch ein Bericht aus Goma von Ulrich Adrian. In den Flüchtlingslagern sterben Hunderte Kinder an Cholera, Helfer aus Deutschland und den USA kümmern sich um Trinkwasseraufbereitung.

2

Am 28.7.94 in der Tagesschau noch ein Bericht von Ulrich Adrian über das "Massensterben" in Goma. Meldungen über bisher 15.000 heimgekehrte Hutu-Flüchtlinge und über Kritik von Rupert Neudeck an der westlichen Politik zu Ruanda.

3

Am 29.7.94 in der Tagesschau wieder ein Bericht aus Goma von Ulrich Adrian. 

2

Am 30.7.94 meldet die Tagesschau, daß Frankreich mit dem Abzug seiner Truppe aus Ruanda beginnt. In Goma sterben "nur noch" 1200 Menschen täglich an der Cholera. Ein gefühliger Bericht von dort von Ulrich Adrian.

2

Am 31.7.94 in der Tagesschau wieder ein Bericht aus Goma. Mehrere westliche Politiker sind dort um sich das Elend anzusehen. Frankreichs Ministerpräsident Balladur sagt, "die Katastrophe von Goma dürfe sich niemals wiederholen". Über den Völkermord in Ruanda (800.000 Menschen in 100 Tagen ermordet) kein Wort.

2

Am 1.8.94 meldet die Tagesschau, daß die Bundeswehr Hilfe für die Flüchtlinge in Goma liefert. Ulrich Adrian berichtet aus Goma über die Bemühungen um eine Versorgung mit Trinkwasser.

2

In der Tagesschau am 2.8.94 berichtet nun Hans Hübner aus Goma über die Choleraepidemie bei den Hutu-Flüchtlingen.

2

Am 3.8.94 in der Tagesschau ein Kurzbericht: in den Lagern von Goma sterben immer noch 700 Menschen täglich an der Cholera. Bundeswehrflugzeuge bringen Hilfe.

1

Tagesschau vom  4.8.94 . Aus Goma berichtet jetzt Jörg Hafkemeyer. Die Hutu-Flüchtlinge holzen rund um die Lager die Wälder ab. Nur wenige kehren nach Ruanda zurück.

2

Am 5.8.94 in der Tagesschau zwei Meldungen: die UN fordern per Radiosender die zwei Millionen Ruander in Zaire auf, nach Hause zurückzukehren. Und Soldaten der RPF sollen mehrere heimgekehrte Hutus getötet haben.

1

Am 6.8.94 in der Tagesschau: Unruhen in den Flüchtlingslagern bei Goma, Kämpfe zwischen zairischen Soldaten und Hutu-Milizen. Jörg Hafkemeyer berichtet aus Goma.

2

Am 7.8.94 in der Tagesschau noch ein Bericht aus Goma. Die USA wollen sich nicht an einer neuen Schutztruppe in Ruanda beteiligen. Und in den Flüchtlingslagern von Goma regieren weiter die alten faschistischen Hutu-Clans.

2

Am 8.8.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda oder die die Flüchtlinge in Goma.

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Am 9.8.94 in der Tagesschau berichtet Jörg Haffkemeyer aus Goma über die Spannungen zwischen zairischer Armee und Hutu-Soldaten und -Milizionären unter den ruandischen Flüchtlingen. 

2

Vom 10.8.94  bis 12.8.94 in der Tagesschau nichts über Ruanda.

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Am 13.8.94 eine Meldung in der Tagesschau: im Südwesten des Landes (bei Bukavu) verlassen Zigtausende Hutus das Land, "aus Angst vor Racheakten der Tutsis" wenn die Franzosen dort demnächst abziehen.

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Am 14.8.94 in macht die Tagesschau auf mit einem Bericht über die Hilfsaktion von "Care Deutschland" für die Flüchtlinge in Goma. Eigentlich eher ein Reklamestück für eine dubiose Spendensammelfirma. 

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Am 15.8.94 meldet die Tagesschau, daß 266 Helfer von "Care" auf dem Weg nach Goma in Kairo festsitzen. In Bukavu kommen täglich etwa 2000 Hutus aus der französischen Zone über die Grenze nach Zaire.

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Am 16.8.94 in der Tagesschau ein Kurzbericht: die 267 "Care"-Helfer sind dann doch zu ihrem Zwei-Wochen-Afrikaausflug in Goma eingetroffen.

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Am 17.8.94 in der Tagesschau ein Kurzbericht über den Abzug der französischen Truppe aus Ruanda und die neue Massenflucht von Hutus. 

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Am 18.8.94 in der Tagesschau ein Kurzbericht: wegen des Abzugs der Franzosen aus dem Südwesten Ruandas flüchten Tausende Hutus von dort nach Bukavu. 

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Am 19.8.94 in der Tagesschau ein Bericht über Tausende Hutus, die in Bukavu von Ruanda nach Zaire strömen.

1

Am 20.8.94 in der Tagesschau: "Das Flüchtlingsdrama an der zairischen Grenze spitzt sich zu." Bericht aus Bukavu. Übler Blödsinn.

2

Am 21.8.94 in der Tagesschau ist der Abzug der Franzosen aus Ruanda die Topmeldung. Klaus Werner berichtet aus Bukavu über die Flucht von Tausenden Hutus nach Zaire. Meldung: Care holt einige überforderte Helfer wieder aus Goma ab. 

2

Am 22.8.94 in der Tagesschau zwei Meldungen: "Care" spricht von "Anlaufschwierigkeiten" bei der Hilfsgroßaktion in Goma. Zaire schließt die Grenze bei Bukavu.

1

Am 23.8.94 in der Tagesschau zwei Meldungen: die Lage in Bukavu entspannt sich, die erwartete Massenflucht aus Ruanda ist ausgeblieben. Und 39 Helfer des THW, die drei Wochen lang die Wasserversorgung in Goma aufgebaut hatten, sind zurück in Deutschland.

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Am 24.8.94 in der Tagesschau eine Meldung über Versöhnungsgespräche in Kigali "zwischen den verfeindeten Tutsi und Hutu".

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Am 25.8.94 in der Tagesschau eine Meldung über grassierende Gewalt in den Flüchtlingslagern von Goma. Kein Wort darüber, wer da warum gegen wen Gewalt anwendet. (Hutu-Faschisten gegen rückkehrwillige Hutus.)

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Am 4.9.94 Meldung in der Tagesschau: Bundesregierung verspricht Ruanda Wiederaufbauhilfe.

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   Danach kam erstmal nichts mehr. Mitte September Beobachtung eingestellt und Projekt beendet. Alle Stücke zusammen auf einer DVD (Ruanda #30).

 

 

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